Der Weltmeistertitel im Stuckateurhandwerk ist das Ziel von Tobias Schmider aus Windelsbach in Mittelfranken. Der junge Stuckateur vertritt das Nationalteam der Stuckateure bei den WorldSkills, der Weltmeisterschaft der Stuckateure. Diese finden vom 22. bis 27. August in Kasan (Russland) statt. Mit einem Sieg beim Ausscheidungswettkampf auf der Fachmesse FAF in Köln hat sich Tobias Schmider für die WM qualifiziert. Wie er sich auf den Show-down der besten Stuckateure der Welt vorbereitet, berichtet der 20-Jährige im Interview.
Herr Schmider, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie auf der Messe in Köln vom Vorsitzenden des Bundesverbandes Ausbau und Fassade als Sieger aufgerufen wurden?
Schmider: Im ersten Moment bin ich schon zusammengezuckt, habe mich aber natürlich total gefreut. Dann kam mir recht schnell der Gedanke, dass ich jetzt auch bei den WorldSkills in der Verantwortung stehe. Schließlich geht es darum, der Welt zu zeigen, was wir deutschen Stuckateure drauf haben.
Wie haben Ihre Familie und Ihr Freundeskreis darauf reagiert, dass Sie nach Kasan zu den WordSkills fahren?
Schmider (lacht): Alle sind stolz auf mich. Besonders meine Eltern und mein Bruder Marco freuen sich enorm. Gemeinsam mit meinem Vater Peter kommt Marco ja sogar mit nach Kasan. Ich finde es klasse, dass meine Familie, meine Teamkollegen und ein mittlerweile „eingefleischter Fanclub“ dank privater Sponsoren mit nach Russland reisen können. Ich kann dort einen solchen Rückhalt gut gebrauchen. Auch meine Freunde wollen natürlich wissen, wie das Ganze so abläuft. Wer hat schon einen Kumpel, der in einem Nationalteam ist und die Chance hat, Weltmeister zu werden?
Wie bereiten Sie sich jetzt auf die WorldSkills vor?
Schmider: Seit März trainiere ich an verschieden Orten. Die meiste Zeit bin ich in Nürnberg. Aber auch Einheiten in Krefeld, Berlin und Leonberg standen auf dem Programm. Wir haben alle Wettbewerbsaufgaben der letzten Jahre aufgebaut. Mit meinem Trainer und Experten Josef Gruber, den ich ja seit der Ausbildung kenne, verstehe ich mich ausgezeichnet. Jetzt kommt es eben darauf an, Arbeitsabläufe zu optimieren und Vorgehensweisen zu verinnerlichen und zu verbessern. Dass das Training an verschiedenen Orten stattfindet, finde ich persönlich gut. Die Konkurrenz in Kasan ist natürlich groß. Voraussichtlich muss ich gegen über 20 andere Stuckateure aus der ganzen Welt antreten! Genau deshalb bereite ich mich so umfangreich und intensiv wie möglich auf die Weltmeisterschaft vor. Schließlich habe ich ein Ziel vor Augen: Ich will die Goldmedaille mit nach Hause bringen!
Gerade bei den WorldSkills tritt der Trockenbau sehr in den Vordergrund. Die zu verarbeitenden Stuckprofile werden bereitgestellt. Was halten Sie davon?
Schmider: Es ist etwas schade, dass wir den Stuck in Kasan nicht selbst herstellen können. Denn gerade das ist im internationalen Vergleich eine Stärke von uns deutschen Stuckateuren. Im Stuckherstellen sind wir besonders gut und das wäre natürlich ein kleiner Vorteil gewesen.
Wie kam es dazu, dass Sie dem deutschen Nationalteam der Stuckateure beigetreten sind?
Schmider: Ich habe bereits vor meinem Beitritt ins Nationalteam „Wettbewerbsluft“ geschnuppert. Nachdem ich mit meiner Gesellenprüfung Kammer- und Landessieger geworden war, bin ich dann 2018 beim Bundesleistungswettbewerb in Erfurt angetreten. Auf diesen Wettkampf habe ich mich intensiv vorbereitet und erreichte den 2. Platz, was mich damals wahnsinnig freute. Das Ganze hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich Lust auf mehr bekam. Während meiner Ausbildung hatte unser Ausbilder Josef Gruber vom Bildungszentrum der Handwerkskammer Mittelfranken in Nürnberg für das Nationalteam der Stuckateure geworben. Weil mir der erste Wettkampf so viel Spaß gemacht hat und ich das Nationalteam interessant fand, habe ich mich danach für den Contest angemeldet. Auch hier habe ich vorher nochmal zwei Tage intensiv trainiert und bekam nach dem Contest die Zusage fürs Team. Ich bin stolz, jetzt ein Teil dieses Nationalteams zu sein. Wir verstehen uns alle gut und es macht großen Spaß.
Zuletzt stand ja der Ausscheidungswettkampf für Kasan vor der Tür. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet und wie war die Stimmung im Team?
Schmider: Ich habe mich wirklich intensiv vorbereitet und viel Zeit investiert. Jeder im Team gibt sein Bestes und will gewinnen. Ist doch klar. Die Stimmung in Köln war super, aber nur einer kann in Kasan teilnehmen. Alle meine Teamkollegen sind sehr gute Stuckateure, ich habe auch großen Respekt vor ihren Leistungen. Meine Vorgänger haben bei den World- und EuroSkills schon sehr gut abgeschnitten. Ein gewisser Druck ist jetzt schon da, weil ich weiß, in welche Fußstapfen ich treten muss, aber ich versuche, mein Ding durchzuziehen.
Auf dem Ausscheidungswettkampf in Köln haben Sie bereits bewiesen, dass Sie mit Druck gut umgehen können. Machen Sie die großen Zuschauerzahlen auf solchen Wettkämpfen nervös oder wie gehen Sie damit um?
Schmider: Ja sicher ist es nicht so einfach, vor anderen Leuten zu arbeiten. Alle schauen zu und einige geben schon mal ihre Kommentare ab. Ich habe versucht, das auszublenden, was mir in Köln ganz gut gelungen ist.
Dass Sie mit ihrem Handwerk mal so in der Öffentlichkeit stehen werden, war ja nicht zu erwarten und bestimmt nicht der Grund, warum Sie sich für diesen Beruf entschieden haben. Was hat Sie denn dazu bewogen, Stuckateur zu werden?
Schmider: Ich bin ja praktisch mit Kelle und Spachtel aufgewachsen, weil mein Vater selbst Stuckateurmeister ist und einen eigenen Betrieb hat. Ich fand den Beruf meines Vaters schon immer toll und auch in der Schulzeit war für mich klar, dass ich später etwas Handwerkliches machen will. Da lag es nahe, in die Fußstapfen meines Vater zu treten. Das war aber echt freiwillig! Der Beruf des Stuckateurs ist vielseitig, abwechslungsreich und bietet gute Weiterbildungsmöglichkeiten. Meinem Vater war es wichtig, dass ich meine Ausbildung in einem anderen Betrieb mache, damit ich auch außerhalb von Schmider Stuck Erfahrungen sammeln kann. Deshalb habe ich nach der Schule meine Ausbildung im Fachbetrieb Müller-Scherer GmbH in Burgbernheim absolviert. Dort habe ich auch das erste Mal vom Nationalteam der Stuckateure erfahren. Denn Juniorchef Robin Scherer war ja von 2014 bis 2015 Teil des Nationalteams und hat mir davon erzählt. Das fand ich sehr spannend. Nach meiner Ausbildung habe ich bei der Weissputz Weiß GmbH in Augsburg gearbeitet, bevor ich dann vor wenigen Monaten im Betrieb meines Vaters hier in Windelsbach angefangen habe. Mein Traum ist es, unseren Familienbetrieb zusammen mit meinem Bruder weiter zu führen. Marco macht gerade seine Ausbildung zum Maler und Lackierer in München.